Bewegung ist gesund, das ist ja nicht neu. Sie ist unser natürlicher Zustand während der Wachphasen, und dass unsere Urahnen vor der Höhle gechillt haben, war wohl eher eine Ausnahme – mit jagen, sammeln, kämpfen und so weiter hatte man damals einen ebenso ausgefüllten wie bewegungsreichen Tagesablauf. Heute machen wir (oder sollten es zumindest) Sport zum Ausgleich für unseren eher sitzenden Alltag. Gleichzeitig aber nutzen wir allen möglichen Schnickschnack, der uns Bewegung erspart – von der Rolltreppe bis zur Fernbedienung, und vermutlich werden irgendwann kleine Förderbänder angeboten, die uns von der Haustür zur Garage oder vom Bett ins Bad transportieren. So ist das nun mal – der Markt produziert so ziemlich alles, was wir uns wünschen, ob es nun sinnvoll ist oder nicht.
Ok, also Sport:
Fünf Millionen Menschen sollen in Deutschland regelmäßig laufen. Klingt erstmal nicht schlecht, aber das sind gerade mal sechs Prozent der Bevölkerung. Es bleibt eine Tatsache: die große Mehrheit der Bevölkerung läuft nicht, sondern sitzt. Das liegt unter anderem daran, so wird vermutet, dass empfohlene sportliche Aktivitäten fast immer eine Ausnahmesituation erfordern: Sport findet oft an speziellen Orten, auf Fußball- und Tennisplätzen, in Fitnessräumen und Schwimmbädern statt, zu denen man dann erstmal anreisen muss. Viele Angebote werden von Vereinen bereitgestellt, bei denen man Mitglied werden müsste, um sie nutzen zu können. Bevor man sich also bewegen kann, muss man an Kursen teilnehmen, ein entsprechendes Outfit und diverse Geräte wie Hanteln oder Walkingstöcke erwerben und sich schließlich einem Programm unterordnen. Puhhh – da bleibt man doch lieber sitzen, denken sich viele. Die Zeit, die all das erfordert, widmet man lieber Partnern, Familien, Parties, Fernsehen, Besuchen oder Veranstaltungen – Freizeit eben.
Noch nie sind gleichzeitig die durch Bewegungsmangel verursachten und geförderten Krankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes so verbreitet gewesen, mehr Bewegung könnte spürbar helfen. Und die Lösung – das belegen Untersuchungen immer wieder – ist gar nicht schwierig oder kompliziert: Es würden nämlich schon 10.000 Schritte am Tag ausreichen, um Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes recht wirksam vorzubeugen. 10.000 Schritte gehen – und wir bräuchten uns kaum noch Gedanken über aufwändige Fitness-Aktivitäten machen. Eingebaut in unseren ganz normalen Alltag, genügen sie nach neuesten Erkenntnissen, um gesund zu bleiben.
Gerade mal 4000 Schritte legt der Mensch von heute während eines Arbeitstages im Büro zurück, wenn er alle Bequemlichkeiten ausschöpft. Dafür verbraucht er nur wenig Kalorien. Der gute alte Spaziergang mit 10.000 Schritten aber ist besser als manches Fitnessprogramm, und so wenig sensationell das klingt: Es ist immerhin eine Möglichkeit sich zu bewegen, ohne zuerst neue Sportkleidung zu erwerben und Einstiegskurse zu besuchen. Nach neuesten Untersuchungen ist das Tempo der 10.000 Schritte dabei ziemlich egal.
Bewegungen sollten also in den Alltag eingebaut werden:
Wer sich vornimmt, jeden Tag im Fitnesscenter zu trainieren oder eine halbe Stunde zu joggen, hält das oft nicht dauerhaft durch. Zweimal am Tag zu Fuß in die fünfte Etage zu laufen, entspricht bezüglich der Entwicklung der Leistungsfähigkeit etwa 15 Minuten Joggen – und ist allemal effektiver als ein Abo im Fitnessstudio, das nicht genutzt wird. Es kommt letztlich nur darauf an, Gelegenheiten zu suchen, um einen Schritt mehr statt ja keinem zu viel zu tun. 10.000 Schritte lassen sich dann ziemlich leicht in den Alltag einbauen. Und auch das Hilfsmittel für die Motivation ist bereits erfunden und erfreut sich steigender Beliebtheit: der Schrittzähler oder Pedometer, zur Not als App im Handy. Aber auch das sollte man nicht zu ernst nehmen: Auch wenig Bewegung ist besser als gar keine Bewegung. Lieber regelmäßig ein bisschen Spazierengehen als gar nichts zu tun, weil das Fitnessstudio abschreckt oder man die 10.000 am Anfang dann doch nicht erreicht. Das beste ist, einfach anzufangen – und sei es auch nur mit Kleinigkeiten:
- Nicht auf den großen Startimpuls zu warten, sondern sich täglich bewegen.
- Lieber wenig als gar nicht bewegen, zumindest für den Anfang.
- Nicht sitzen, wenn es nicht sein muss, sondern lieber stehen.
- Nicht stehen, wenn man sich bewegen kann.
- Bewegungen in den Alltag integrieren – also den Aufzug stehenlassen und die Treppe nehmen.
- Früher aus dem Bus oder der U-Bahn aussteigen und die letzte(n) Station(en) zu Fuß gehen.
- Meetings und Besprechungen öfter im Gehen oder Stehen abhalten, wenn möglich
- Die Kollegen im Betrieb persönlich aufsuchen, statt zu telefonieren oder zu mailen.